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OKZITANISCHE SPRACHE UND MUSIK

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herausgegeben von Michael Kleider

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OKZITANISCHE SPRACHE UND MUSIK

san_lorenzoIm Varaita-Tal wird okzitanisch gesprochen und es heißt auf okzitanisch Val Varacha. Okzitanisch ist eine romanische Sprache die sich aus dem Vulgärlatein entwickelte, um das Jahr 1000 zum ersten Mal erwähnt wurde, und dann zur Literatursprache im romanischen Raum aufstieg. Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert – zur Zeit der Troubadoure – erreichte das Okzitanische seine größte Ausbreitung und kommt sogar bei Dante Alighieri in der göttlichen Komödie vor, wo er den Troubadour Arnaut Daniel okzitanisch sprechen lässt. Auf dem Gebiet der „Castellata“ (so nennt man das Gebiet der drei obersten Gemeinden des Varaita-Tals, die einst dem Bund von Briancôn angehörten) spricht man ein Okzitanisch mit einem hohen Reinheitsgrad, das kaum von französischen oder piemontesischen Ausdrücken überprägt ist. In den höchstgelegenen Ortschaften haben sich tatsächlich auch archaische Sprachelemente erhalten, die anderswo verschwunden sind. Darum zählt der okzitanische Dialekt, der hier und in den oberen Talbereichen der Nachbartäler gesprochen wird, zu den schönsten, interessantesten und lebendigsten des okzitanischen Sprachraums, der sehr weitläufig ist: Okzitanisch wird nämlich noch in Südfrankreich, im spanischen Val d´Aran, in 12 piemontesischen Alpentälern, sowie auf wenigen kleinen Sprachinseln (zum Beispiel in Guardia Piemontese in Kalabrien) gesprochen – ein Hinweis auf die historischen Verbindungen mit Frankreich über den Alpenhauptkamm hinweg und auf eine kulturelle Einheit mit dem Queyras. In Italien erlebte die okzitanische Sprache  in den letzten Jahrzehnten eine starke Aufwertung und ist seit 1999 eine staatlich anerkannte Minderheitensprache.

Auch die okzitanische Musik boomt regelrecht und darf auf keinem Fest fehlen. Und weil Musik und Tanz die Leitmotive bei allen Festen sind, sei es bei der Baía di Sampeyre, der Beò di Blins oder bei den zahlreichen Patronatsfesten im Sommer und Winter, haben sich viele der traditionellen okzitanischen Volkstänze im Varaita-Tal erhalten – mehr als in allen anderen okzitanischen Tälern. Den Besuch eines solchen Festes sollte man sich nicht entgehen lassen.

Weitere Hinweise auf die okzitanische Identität und Sprachzugehörigkeit, die dem aufmerksamen Besucher nicht entgehen werden,  sind okzitanische Namensschilder und die okzitanische Flagge (ein gelbes Kreuz auf rotem Grund), die hier und da an Gebäuden weht. Jedoch stellte das okzitanische Sprach- und Kulturgebiet niemals in der Geschichte einen Staat oder eine andere politische Einheit dar.